Um dem Platz eine spürbare neue Qualität und Bedeutung im Stadtgefüge zu geben, wird das Ensemble von Platzfläche, Pavillon & Baumbestand zusammengeführt. Der Bereich unter den Platanen wird als Ort des Zusammenkommens, des Lebens und Erinnerns inszeniert. Der südliche Bereich definiert die stadträumliche Verbindung zum Kölntorplatz und nimmt die funktionalen Anforderungen auf. Ein offener, grüner Stadtraum und eine neue Adresse. Ein besonderer Ort der Pause und des Verweilens im Herzen der Stadt.
Die Platanen werden als prägende Elemente gerahmt und der Bereich darunter durch eine flächige und flache bodendeckende Bepflanzung mit Gräsern, Farnen, Stauden besonders in Wert gesetzt. Inhaltlich wird darüber die Bedeutung der Natur für den Menschen und für das Leben betont, sowie ihr Wert für die Stadt spürbar. Räumlich entsteht dadurch ein besonderer Ort mitten in der Stadt und eine einzigartige Aufenthaltsqualität, die umlaufend durch lange Sitzbänke bespielt wird. Zudem wir der Belag umlaufend leicht angehoben, sodass unter den Platanen das Niveau nicht verändert wird und zu den Rändern durch die Einfassung eine leichte Aufkantung mit Schattenfuge entsteht. Die Einfassung lädt ebenfalls zum Sitzen ein und definiert den Rahmen zum Platz und den Raum der Natur. Es entsteht eine stadträumliche Pause durch das definierte, üppige Grün in der verdichteten Struktur der Dürener Innenstadt. Der Betrachter spürt die Kraft der Natur und die Qualität die davon für den gesamten Ort ausgeht.
Zudem nimmt die grüne Mitte auch die geschichtliche Ebene des Ortes auf und Erinnert über die zentral positionierte „Rückriem-Stele“ an die Synagoge der jüdischen Gemeinde, die jenseits der Schützenstraße lag und die in der Nacht vom 09. zum 10. November 1938 von den Nationalsozialisten zerstört wurde. Die Stele rückt somit von der Straße und den Parkständen ab und wird für den Besucher des Ortes viel bewusster wahrnehmbar. Um die Stele herum werden großformatige, polygonale Platten als fragmentierte Abbruchsplitter in die bodendeckende Bepflanzung eingestreut, die sich zur Stele verdichten und ein kleine Begehbare Fläche entstehen lassen. Diese Platten bilden eine Reminiszenz an die Zerstörung der Synagoge und zugleich begehbare Trittplatten in der flächigen grünen Textur. Die Erläuterungen können punktuell in die Oberfläche des umlaufenden Rahmens oder der Trittplatten eingelassen werden. Die Erinnerungs- und Mahnfunktion wird darüber Bestandteil des Ortes ohne dabei die Erfahrung des Ortes zu dominieren.
Durch die umlaufende Bespielung mit Sitzgelegenheiten, Sitzkante, Stufen und freier Bestuhlung / Gastronomie, wird der Bereich künftig als Ort des Zusammenkommens, des Lebens und des Erinnerns inszeniert.
Die weitere geschichtliche Prägung des Ortes, ergibt sich durch den Verlauf der Stadtmauer (Ringmauer) und dem vorgelagerten Burggraben, sowie Wallaufschüttungen und den seinerzeit nachgelagerten Wiesenflächen. Die Reste des zweiten Weilerrondells erinnern eindrucksvoll und unübersehbar an diese Zeit. Durch die Zusammenführung des Stadtraumes über einen einheitlichen Belag, wird auch das Weilerrondel hervorgehoben und zu einem markanten räumlichen Element. Durch den Wegfall der Mauer und die künftig vermittelnden Stufen, rückt das Weilerrondel auf den Platz. Die gegenüberliegende Sitzbank betont zudem den Blick und die Wahrnehmung dieser geschichtlichen Ebene. Die Ringmauer wird als Intarsie im Bodenbelage fortgeführt und erlaubt es dem Besucher auch den historischen Verlauf der Stadtbefestigung im gesamten Planungsgebiet ablesen zu können. Im Bodenbelag werden zudem Informationen eingelassen, die geschichtliche Aspekte und Zusammenhänge der Stadtbefestigung wiedergeben.
Der Platz an der Schützenstraße besitzt in seiner derzeitigen Erscheinung keine homogene räumliche Qualität bezogen auf das definierte Planungsgebiet. Der nördliche Bereich bildet im Zusammenspiel mit dem vorhandenen Pavillon, den Platanen, der Anbindung zum Stadtraum und der Fußgängerzone, sowie den vorhandenen Raumkanten ein großes Potential räumlicher Qualität und deren Weiterentwicklung. Der südliche Bereich hingegen ist vor allem von Anlieferungszonen und großen Rückseiten der Gewerbebetriebe geprägt, woraus sich im Status Quo eine geringere räumliche Qualität definiert.
Der Entwurf zur Neugestaltung reagiert auf diese Situation, indem er das Ensemble aus Platanen, Platzfläche und Pavillon stärkt und zu einer neuen Adresse im Stadtgefüge zusammenführt. Der gesamte Bereich des Planungsgebietes erhält einen durchgehenden Pflasterteppich aus verschiedenen Beige- und Brauntönen in einem freien Verband. Der vorhandene Stützmauer wird entfernt und der ehemalige Wallgraben durch eine Stufenanlage nachgebildet, die in der Topographie nach Süden sanft ausschleifen. Die Platzfläche um den Pavillon wird umlaufend auf das Eingangsniveau angehoben und als Pendant ebenfalls durch verschleifende Stufen ausgebildet, sodass sich künftig eine ebene Fläche für eine Außengastronomie und Sitzgelegenheiten ergibt. Vereinzelte Baumpflanzungen schaffen mit einer feinen Laubstruktur ein lichtes Blätterdach, sodass der gesamte Bereich um den Pavillon eine neue Aufenthaltsqualität erhält und von dort den Blick nach Süden, in das grüne Herz des Platzes, eröffnet.
Neben den stadträumlichen und geschichtlichen Aspekten definieren heute vor allem funktionale Vorgaben der Erschließung und des ruhenden Verkehrs die Platzerfahrung und müssen auch künftig funktionieren. Aus diesem Grund wurde diesen Aspekten eine hohe Bedeutung zugemessen und alle Vorgaben gelöst und im Planungsgebiet verortet. In der Abfolge wurde die Qualität des Ortes und seiner Kraft für den Stadtraum dennoch in den Mittelpunkt gestellt und somit eine höherer Bedeutung beigemessen. Dies bedeutet, dass der gesamte nördliche Bereich als wertvolles Ensemble von Platzfläche, Pavillon und Baumbestand zusammengeführt und zugunsten der Aufenthaltsqualität konsequent von Verkehrsbewegungen freigehalten wird, um dem Platz eine spürbare, neue Qualität und Bedeutung im Stadtgefüge zu geben.
Der südliche Bereich wird als grünes Bindeglied zum Kölntorplatz weiterentwickelt und der ruhende Verkehr hier im Wesentlichen integriert. Die Piktogramme auf den Plänen erläutern die Erschließung und das Stellplatzkonzept. Die Grünstruktur der Platanen wird mit einem großzügigen Beet fortgeführt und somit vor allem zur Straße und dem Gehweg ein gliederndes Element platziert, dass die Qualität der grünen Mitte fortführt. Die Stellplätze werden in dem homogenen Pflasterteppich, der die gesamte Platzfläche überzieht, lediglich über eine farbliche Abstufung im Belag gekennzeichnet und somit nur sanft hervorgehoben. Das Haupterscheinungsbild ist geprägt von einem hochwertigen Pflasterbelag in verschiedenen Farbnuancen. Darin werden Baumpflanzungen locker gestreut und somit räumlich eingebunden. Im Bereich der Beetfläche werden die Stellplätze mit Rasenfugenpflaster ausgebildet und der grüne Charakter fortgeführt. Die Anlieferung für den Woolworth erfolgt weiterhin südlich der Platanengruppe ebenso wie die Erschließung der Stellplätze.
Das übergeordnete Ziel besteht darin, dass die Stellplätze nicht die Qualität der Platzerfahrung mindern, sondern ein natürlicher Bestandteil des Ortes werden. Wenn am Abend oder am Morgen die Stellplätze frei sind, ergibt sich nicht der Eindruck einer leeren Fläche sondern einer Baumbestanden Platzfläche, die als stadträumliches Bindeglied den Besucher in den nördlichen Platzbereich und zu Innenstadt hin führt.
In der Umgestaltung der Schützenstraße liegt ein weiteres Potential zur Stärkung des Ortes. Durch eine Anpassung im Bereich der Platanen, weitet sich der Platzbereich um die Platanen wohltuend auf, indem die Schützenstraße diesen künftig umfließt. Dadurch wird die Platanengruppe freigestellt und erhält mehr Raum im Stadtgefüge. Der neue Verlauf der Fahrbahn fügt sich nördlich und südlich des Platzes wieder nahtlos an den Bestand an und bildet somit eine sanfte Intervention, die dem neuen Stadtraum zugutekommt.
Der Entwurf stärkt das Ensemble von Platanen, Platzfläche und Pavillon zu einem offenen Stadtraum und definiert eine neue Adresse im Stadtgefüge. Der Ort eröffnet durch seine Offenheit und Aufenthaltsqualität die Grundlage für Begegnung und Erinnerung. Durch die Inszenierung und Betonung der Natur entsteht ein besonderer Ort der Pause und des Verweilens im Herzen der Stadt. Der südliche Bereich definiert die stadträumliche Verbindung zum Kölntorplatz und nimmt die funktionalen Anforderungen in sich auf. Durch die Zusammenführung entsteht ein wohltuender grüner Ort in der verdichteten Stadtstruktur der sowohl den Moment der Verbindung als auch der Pause in sich aufnimmt.